Bauchlage, was heißt das eigentlich?
Grundlegendes, Geschichte, Studien
In den letzten Jahren hat sich mehr und mehr gezeigt das sich die Bauchlagerung als unterstützende
Maßnahme bei der Behandlung des akuten Lungenversagens etabliert.
Schon vor mehr als 30 Jahren ist erstmals über den Einsatz der Bauchlagerung beim akuten Lungenversagen berichtet worden. In der Erstbeschreibung berichteten Piehl und Brown über eine Steigerung der Sauerstoffversorgung bei Patienten mit Lungenversagen.
Der genaue Mechanismus war lange Zeit nicht bekannt. Erst mit Einführung der Computertomografie und anderer Lungenfunktionsuntersuchungen war es möglich den Effekt der Bauchlage auf die geschädigte Lunge exakt zu erfassen. In weiteren klinischen Studien wurde durch die Bauchlagerung in etwa 60-80% der Anwendungen eine Verbesserung der Oxygenierung erreicht.
Zahlreiche Studien in den letzten Jahren wiesen, bei Patienten mit akutem Lungenversagen, eine Steigerung der Oxygenierung durch Bauchlagerung nach. Oftmals stellte sich die Verbesserung des Gasaustausches innerhalb kurzer Zeit ein und ließ sich über Stunden hinweg steigern. Auch wenn der positive Effekt nicht sofort eintrat, verbesserte sich der pulmonale Gasaustausch nach Stunden. Die Maßnahme wurde in den meisten Studien für ca. 6 Stunden durchgeführt und täglich wiederholt, das führte zu einer andauernden und nachhaltigen Besserung des pulmonalen Gasaustausch. Aussagen hinsichtlich eines klaren Algorithmus der Bauchlagerung gibt es nicht. Neueste Studien und meine Erfahrung zeigt aber, das 12 bis 16 Stunden Bauchlage ein größeres Benefit hat. Die Gruppe um Guerin hat in ihrer Studie 2004 nachgewiesen, das Patienten die regelmäßig in Bauchlage gebracht wurden eine geringere Inzidenz von beatmungsassoziirten Pneumonien hatten.(!)
C. Guerin et al. veröffentlichte 2013 eine große Studie (Prone Positioning in Severe Acute Respiratory Distress Syndrome) im New England Jornal of Medicine. 26 Intensivstationen in Frankreich und eine in Spanien nahmen an der Studie Teil. Die Patienten wurden nach bestimmten Kriterien ausgewählt (moderate bis schweres ARDS etc.) und im Schnitt für 16 Stunden in 180° Bauchlage gebracht (n=237). Verglichen wurde die Mortalitätsrate nach 28 und 90 Tagen gegenüber der Vergleichsgruppe (n=229) welche nicht auf den Bauch gedreht wurde. Die Studie zeigt, das die Patienten, die früh auf den Bauch gedreht wurden eine niedrigere Mortalitätsrate aufwiesen.
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin kurz DGAI hat in einer Arbeitsgruppe Leitlinien zur Lagerungstherapie (2008) herausgegeben. Dort ist auch eine Leitlinie für die Bauchlagerung bei pulmonalen Funktionsstörungen verfasst.
Die 2 Varianten der Bauchlagerung
Es gibt 2 Arten der Bauchlagerung, die beide ihre Vor- und Nachteile haben. Zum einen die komplette Bauchlagerung (180 Grad Körperdrehung) und zum anderen die inkomplette Bauchlagerung (135 Grad Körperdrehung).
Bei der 135 Grad Bauchlagerung wird die "schlechte Lungenseite" des Patienten mit Hilfe von Lagerungsmaterialien angehoben (good Lung down). Der Patient liegt nicht komplett auf dem Bauch. Der pflegerische Zugang ist gegenüber der 180 Grad-Variante erleichtert. Mundpflege, absaugen von Sekret, Pupillenkontrolle und die Ableitung/Kontrolle von Drainagen und Kabel ist bei der inkompletten Bauchlage einfacher durchzuführen als bei der kompletten.
Allerdings sollte sie nur bei moderater Einschränkung der Lungenfunktion durchgeführt werden, da der positive Effekt der Bauchlagerung bei der 135 Grad Variante weniger ausgeprägt ist als bei der 180 Grad Variante.
So kann die inkomplette Bauchlagerung zur Vorbeugung von Atelektasen und zur Sekretmobilisation eingesetzt werden. Bei Patienten mit einer schweren Gasaustauschstörung ist die komplette Bauchlage zu empfehlen.